Für die von ihnen kuratierte Gruppenschau haben die beiden Künstlerinnen Françoise Caraco (*1972) und Sabine Hagmann (*1965) John Askew, Mirjam Bürgin, Klodin Erb, île flottante (Nica Giuliani, Andrea Gsell), Susana Perrottet und Romy Rüegger eingeladen, die - ähnlich wie sie selbst - ihre Arbeiten aus dem Umgang mit der eigenen Wirklichkeit heraus entwickeln. Die meisten der gezeigten Werke entstanden neu für diese Ausstellung und thematisieren die Verklammerung von Dokumentarischem und Erzählerischem.
Als Vorposten und Schnittstelle zwischen Alltagswelt und Ausstellungsraum ist im Kioskhäuschen Keck an der Tramhaltestelle Kaserne die von Romy Rüegger am Vernissageabend aufgenommene Sprachperformance zu hören. In ihr tragen die Künstler/innen der Ausstellung in verschiedensten Konstellationen Ausschnitte publizierter Interviews von u.a. Mike Kelley, John Cage, Felix Gonzalez-Torres vor, sodass sowohl der Inhalt der Interviewdokumente als auch die Künstlerpersönlichkeiten durch diese Tonverschiebungen auf mehrfache Weise verunklärt werden.
Im Ausstellungsraum selber greifen dann vier weitere Arbeiten den Ton auf, der mit visuellen Elementen kombiniert wird. Die Künstler/innen tragen damit der Tatsache Rechnung, dass Fotografie und Film als Mittel des Dokumentarischen überstrapaziert wurden und dadurch an Glaubwürdigkeit verloren haben. Das gezeichnete und animierte Bild als Illustration einer erzählten Übersinnlichkeit bei Susana Perrottet, Ton und Bild als gegenseitige Lückenfüller für das Nichtsagbare und Nichtdarstellbare des eigenen Erlebens bei Françoise Caraco, die Tonspur als sich stetig verändernde Kulisse einer gleichen Filmsequenz bei île flottante und die Fotografien aus ihrem Bildarchiv als jeweilige Verortung von drei verschiedenen Interviews bei Sabine Hagmann: Versuche, die Komplexität der Verflechtung von gleichzeitig Gesehenem und Gehörtem und inhaltlich Divergierendem in einem Satzfragment zu kondensieren.
Die Ausstellung vermag deutlich zu machen, dass die Reflexion der Wirklichkeit erst im Nachhinein und in der Erinnerung geschieht. Schön zeigt dies die 48-teilige kleinformatige Gemäldeserie von Klodin Erb. Sie dockt mit ihren zwischen Figuration und Abstraktion schwebenden Schwarzweissbildern an ein kulturelles und kunsthistorisches Gedächtnis der Landschaftsdarstellung an und weckt damit Erinnerungen und verleiht diesen Ausdruck.