Sabine Hagmann

invisible performances

invisible performances
ca. 2012 - ca. 2022
performance, photography

Ich warte. Ich tue nichts anderes.
Das Warten hat ein Ende, wenn das Erwartete eintrifft.

Ich gewinne die scheinbar verlorene Zeit des Wartens zurück für eine-Solo-Performances im öffentlichen Raum. Ich dokumentiere sie im Anschluss durch ein Foto des Ortes nach der Performance, ergänzt um Datum, Zeitdauer und Ort sowie eine fortlaufende Nummer.
Der Titel bezieht sich auf die doppelte Abwesenheit/Unsichtbarkeit, die darin besteht, dass die Performance nicht als solche wahrgenommen wird, während sie stattfindet, und auf die leere Bühne im Foto, auf der das vorangegangene Ereignis imaginiert werden muss.

Das Warten beginnt im Moment des Eintreffens am Ort, an dem etwas geschehen wird, wohin jemand kommen wird. Dieser Zustand des Übergangs, die Zeit bis zum Eintreffen des erwarteten Geschehens, scheint unwichtig, verlorene Zeit. Ursula K. LeGuin sagt in einem Interview: „I lived when simply waiting was a large part of ordinary life. (Now) we deny time. We don’t want to do anything with it, we want to erase it, deny that it passes..“ (aus dem Interview mit Heather Davis, Hobo Magazine 2014)

Ich richte meine Aufmerksamkeit auf die Zeit des Wartens, trete aus deren Passivität heraus und verwandle sie in einen aktiven Akt. Die Künstlerin Faith Wilding beschreibt das Warten als einen Akt des Widerstands, der Reflexion und der Verweigerung (Begleittext zu Dokumentation ihrer Performance Waiting 1972/2009).
Wenn das Warten zu Ende ist, wenn das Erwartete eingetroffen oder eingetreten ist, wechsle ich die Rolle/Perspektive von der Performerin zur Fotografin und dokumentiere den Ort nach der Performance, die leere Bühne. Erst durch diese Fotografie wird die Aufführung sichtbar. Das Bild richtet sich an ein neues Publikum in einer anderen Zeit, das sich selbst vorstellen kann, was war.

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I am waiting. I do nothing else.

The seemingly lost time is reclaimed for a performance of waiting. The solo performance in public space is discreet and probably not perceived as such by others.
I document it by a photograph of the location after the performance, combined with date, time and place and a sequential number.

variable
waiting